Neues von Jürgen Hahnel im Hungerstreik – JVA Rottenburg

Veröffentlicht am 9. Januar 2010
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Bericht aus der Hanfgefangenschaft und Hunger¬streikmitteilung (vom 25. Oktober 2009)

Hungerstreikfortsetzung (seit 10.10.2009) und sofortige Essenabbestellung war die Überschrift meines JVA-internen Antrags an die Anstaltsleitung (mit der Bitte um Kopien an die Küche, den Vollzugsdienstleiter (VDL), den Bereichsdienstleider (BDL) vom Haus 1 und das Krankenrevier vom 12.10.:

Hiermit beantrage ich die Essenabbestellung (außer Tee und „Kaffee bei der Küche Hungerstreikfortsetzung: Wie bereits die ersten zwei Haftwochen ist der Hungerstreik gegen diese BtM-Gesetze und -Politik gerichtet, sowie jetzt zusätzlich – durch gemachte Erfahrungen – auch gegen das Strafvollzugssystem im Allgemeinen und im Speziellen gegen Willkür, Schikanen und sonstiges Fehlverhalten in der JVA Rottenburg (z.B. durch Anstaltsleitung / Frau Beastoch (die Justiziarin), den (stellvertretenden) VDL, Haus 1-BDL, Personen des Krankenreviers, sowie einzelne Abteilungsdienstleiter (ADL)“


 (Bereits seit Wochen habe ich mein Mittagessen (außer Salat) weiter verschenkt und außer dem wenigen Mehrkornbrot und einigen Brötchen kein Brot mehr angenommen und Beilagen verschenkt, außer Obst, Quark und Joghurt oder Honig.)
 Da ich vom Krankenrevier (und Frau Beastoch) Kopien der dortigen Unterlagen über mich (für meinen Anwalt, Arzt und ich) verweigert bekomme, habe ich maximal vor ab und zu zum Wiegen im Warteraum vorbeizukommen – mehr nicht.
 Den Hungerstreik werde ich beenden, sobald ich freigelassen werde – und nicht erst nach Veränderung / Abschaffung der Strafvollzugssystems oder dieser Drogenpolitik/-gesetze!“
Ich gab den Antrag morgens um 6.00 Uhr dem ADL/Abteilungsbeamten, der um 7.00 Uhr dem Krankenrevier anrief, von dem ich um 8.00 Uhr durch den ADL ein formelles „Merkblatt“ für Gefangene im Hungerstreik“ vorgelegt bekam, das ich durchlesen und unterschreiben/bestätigen solle, dass ich den Inhalt kenne. Eine Kopie davon erhielt ich nicht und gebe nur die wichtigsten Punkte darauf wieder (sinngemäß):
„1. „Durch einen Hungerstreik werden keine Forderungen erfüllt oder Entlassungen erreicht!
X. Eine Zwangsernährung findet nicht auf Wunsch statt bzw. muss nicht gewährt werden und kann körperliche Schäden verursachen!
Y. Eine Zwangsernährung mit den genannten Risiken findet nur statt, wenn beim Gefangenen keine freie Willensbildung mehr festzustellen ist!
Z. Eine Essenabbestellung gibt es nicht und wird nicht gewährt!“
Am Montag 19.10. ließ mich das Krankenrevier vom ADL wecken und mitteilen, ich solle zur Blutabnahme kommen, was ich natürlich aus den bekannten Gründen empört ablehnte und ausrichten ließ, dass ich mir die Störung verbitte und mich bei Bedarf – nur zum Wiegen – selber melde und sie mir endlich Kopien der Unterlagen über mich geben sollen (Momentan habe ich nicht mal zum Wiegen Lust!)
Zur Info: Ich befinde mich im „noch nicht ganz radikalen“ Hungerstreik – der nach Meinung einiger, dann gar keiner sei – nehme aber trotzdem kontinuierlich ab. D. h. ich nehme Zucker/Honig im Getreidekaffee/Tee, etwas Obst, Marmelade (als Zucker/Honigersatz), Quark, Milch und Gemüsebrühe zu mir. Sobald ich mit der doch sehr stressigen Schreibphase fertig bin – v.a. der Offene Brief steht noch aus – gehe ich Richtung Null Kalorien.

Nachtrag und Neues:
(a) Essig(säure-)vergiftung: Ein älterer Gefangener teilte mir mit, dass früher einige die nicht zur Bundeswehr wollten, eine größere Menge Essig getrunken haben und aufgedunsen sind und stark erhöhten Blutdruck bekamen, damit sie bei der Musterung „untauglich“ getestet werden. Damals war’s ein „Geheimtipp“, für mich ne ungewollte – noch verschärftere – Panne für meinen bereits abgemagerten Körper.
(b) Offener Brief: Mir fehlt u.a. immer noch der schriftliche Beschluss der Strafvoll¬streckungskammer zur Anhörung am 28. August bezüglich meines „Rauschzeichen“-Buches und der „grow?“-Hefte und erhielt bisher erst, am 24. Okt., einen „Aktenvermerk“ zu meinem „Antrag bezüglich Einzelzelle/-belegung“ obwohl der Richter mir ein „Protokoll“ zugesagt hatte. Dies schrieb ich ihm am 25.10., da im Vermerk nur steht, dass ich meinen Antrag zurückzog, da ich mittlerweile diese Einzelbelegung habe seit 25. Juli. Denn mir fehlt v.a. seine mündliche Mitteilung am 28. Aug., dass er mit dem Anstaltsleiter ein Telefonat führte und dieser zusagte, dass es dabei bleibt.
(c) Anstaltsbeirat: Der offene Brief soll auch an diesen gehen und er bzw. die 5 Mitglieder werden vom Landkreis vorgeschlagen und vom Justizministerium ausgewählt. Er setzt sich momentan aus Frau Vollmer (Industrie- und Handelskammer), Herrn Hermann (CDU), Herrn Zimmermann (Freie Wählervereinigung) und Herrn Müller (DGB) zusammen. Frau Metzler (?) ist ersatzlos ausgeschieden. Ein Anstaltsbeirat hat in der Regel bei Gefangenen in bundesweiten Haftanstalten einen schlechten Ruf (siehe „Mauerfall“ = Gefangenen-Rundbrief), da sie eher die Interessen der JVAen vertreten bzw. bei Gefangenenbeschwerden abwiegeln – ansonsten müssten sie auch „Gefangenenbeirat“ heißen!? (siehe auch „3. Bericht“ bei www.sichtbarewelt.de).
(d) Austritt aus (I)ACM: Das Verhältnis war bereits seit längerem angespannt: Z. Bsp. gab es Null Reaktion auf meine Bitte in Richtung „Blutspende-Kriterien“ bei der Bundesärztekammer u.a. zu recherchieren, da ich seit ich vor einem Jahr meinen Cannabiskonsum beim Blutspendedienst einräumte, vom Spenden ausgeschlossen bin, weil ich als „Drogenkonsument“ mit Heroinspritzenden gleichgesetzt werde – wie übrigens Homosexuelle auch pauschal abgelehnt werden. Ich hatte bereits Vorarbeit geleistet und beim zuständigen DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen schriftlich um Auskunft gebeten und die Mitteilung bekommen, dass das bundesweit geregelt sei. Deshalb wollte ich diese Diskriminierung vom IACM weiterrecherchieren lassen. Auch zu meiner Hungerstreikplanung (seit Nov. 08) wurde geschwiegen. Dann gab es Probleme mit meinem Antrag beim IACM, um als „Cannabis-Konsument aus medizinischen Gründen anerkannt zu werden, damit ich Mitglied im Selbsthilfenetzwerk (Cannabis als Medizin (SCM) werden kann: Trotz Austausch mit meinem befürwortenden Hausarzt, kam Dr. G. vom IACM zum Ergebnis, ich würde „Cannabis nur zur Bewältigung meiner Alltagsprobleme“ verwenden.
Und zuletzt war aber ausschlaggebend, dass der Vorstand Dr. G, aufgrund einer Bitte an ihn über eine 3. Person, ihr mitteilte, dass er mir keine Newsletter ins Gefängnis schicken werde – Zitat: „Wie ich im letzten Schreiben von Jürgen Hahnel entnehmen kann, betrachtet er die Zusendung des Hanfjournals durch die Redaktion als Solidaritäts¬bekundung. Ich möchte nicht gern, dass er auch die ACM für seine Aktivitäten benutzt und möchte ihm daher die IACM-Informationen nun doch nicht zuschicken.“
Diese indirekte/hintenherum Ablehnung war Anlass, dass ich meinen Austritt erklärte und um Ausdrucke E-Mail-Verkehr mit dieser Person, sowie damals zur Kommunikation mit meinem Hausarzt bat.
Die Antwort (22.10.) war die Bestätigung des Austritts, sowie – Zitat: „Vielen Dank für Ihre bisherige Unterstützung. Herr Grotenhermen wünscht Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen Dr. med. Franjo Grotenhermen, Vorstandsvorsitzender ACM e.V.“
(e) „Stachel“-Redaktion-Neubelebung: Seit ca. 3 Wochen gibt’s einen Aushang, dass ab November die „Stachel“-Redaktion unter Anleitung eines Journalisten neu gegründet wird und Anträge gestellt werden können – was ich natürlich machte. Vor einigen Wochen teilte mir Frau Beastoch mal mit, dass ich dort mitmachen könnte „falls ich die Eignungskriterien erfülle.“
Die hat sie mir zwar nicht mitgeteilt – aber mal sehen …!?
(f) Am 9. Oktober gab es ein Heavy-Metal-Konzert mit MAXXWELL aus der Schweiz (www.maxxwell.ch) und „EQUAL SILENCE“ (www.equalsilence.de), das von ca. 200 Gefangenen besucht wurde.
Und am 20.10. gab es auf Initiative eines Schülers eine Theaterstückaufführung der Freien Waldorfschule Tübingen (Klasse 12 b), die eine Vorlage von Arthur Miller („The Crucible“ von 1953) mit dem Titel „HEXENJAGD“ zeigten, das auf einer wahren Begebenheit im Jahr 1692 in Salem/Massachusetts/USA beruht.
(g) Artikel im „Schwäbischen Tagblatt“ (17.09.) und Leserinbrief von Anne Fröhlich: Der Artikel war zur Bundestagswahlpodiumsdiskussion und Annes Leserinbrief wurde am 23.09. verkürzt abgedruckt. Z. Bsp. fehlte die Internetseite www.sichtbarewelt.de, sowie ihre Wahlentscheidung für ihre 1. Stimme „Für Volksentscheide“. Siehe beides auf der Internetseite.
(h) StvollzG-Buch: Die wochenlange Verzögerung zum Ausleihen hat sich aufgeklärt. Der im Haus zuständige Gefangene für die Weiterleitung der pro Abteilung gesammelten Bücherei-Ausleihkarten hat meine unterschlagen! Als dies klar wurde, erhielt ich sofort ein Buch ausgeliehen.
(i) Disziplinarmaßnahmen wegen Arbeitsverweigerung:
Ich wurde vom 4. September bis 2. Oktober runter in Abteilung 2 verlegt, um 4 Wochen Fernseh- und Aufschlusssperre zu verbüßen. Hofgang hatte ich täglich (auf Wunsch) und mein Radio, sowie nach einigen Mühen bekam ich auch eine Tageszeitung (entweder TAZ oder Stuttgarter Zeitung). Nur beim Telefonieren gab’s einige Probleme und 4 unterschiedliche Versionen – je nach Beamten – ob ich darf, wann ich darf, mit oder ohne (schriftl.) Antrag oder nur über den/die SozialarbeiterIn ?! D.h. es war ziemlich willkürlich. Jetzt am Fr. 23.10. wurde ich erneut gefragt, ob ich arbeiten werde und ich sagte wieder „nein“, d.h. es wird weitergehen mit Disziplinarstrafen. Z.B. bekomme ich diesen Monat kein „Taschengeld“ für den Einkauf zugestanden, obwohl dies eh von meinem Bargeld in der JVA-Zahlstelle abgezogen wird. Letzten Monat kriegte ich die ca. 31,– € zugestanden. D.h. ich hab für zwei Einkäufe diesen Monat nur 20,– € „Postverkehrs¬geld“.
(j) „Grow!“-Hefte 4 + 5/09 + „Mauerfall“ Nr. 22: Die Hefte, sowie das dem Gefangenen¬rundbrief beigelegte Infoblatt der „Interessenvertretung Inhaftierter“ (www.ivi-info.de) wurden von Frau Beastoch zu meiner „Habe genommen“, da „Vollzugszielgefährdung“ und „Gefährdung der Sicherheit und Ordnung der Anstalt, sowie entstellende und verunglimpfende Darstellungen von Justizverhältnissen“.
Okay, Schluss für heute und mehr im „Kurz-Bericht Nr. 5“

Liebe Grüße und Danke für Unterstützung
von Jürgen Hahnel

5. (Kurz-)Bericht aus der Hanfgefangenschaft mit dem Schwerpunkt „Öffentlichkeitsarbeit von drinnen nach/und draußen“ (29.10.2009)

– Zum noch nicht ganz radikalen Hungerstreik: Mein geschätztes Ausgangsgewicht am 10. Oktober war ca. 55/56 kg mit Kleidung/Schuhen (vor Haftantritt am 6. Juli hatte ich ca. 57,5 kg bei 1,64 m Größe) – jetzt sind es ca. 53/54 kg.
Bezüglich der in Zukunft zu erwartenden „Zwangsernährung“ muss ich darauf hinweisen, dass diese heutzutage nicht mehr so praktiziert wird, wie in den 70er Jahren (RAF/Holger Meins), da einige Personen von diesem tödlichen Szenario ausgehen (siehe z.B. bei „JAN“ weiter unten)! Medizinischer Standard sind heute Methoden der künstlichen Ernährung (per Magenkatheder oder –Sonde), die z.B. bei KomapatientInnen oder in der „Altenpflege“ eingesetzt werden (bei letzteren leider oft auch um Zeit zu sparen für individuelles Essens- und Getränkeverabreichen per Hand durch Personal). D.h. diese körperlich recht gut verträglichen Methoden ermöglichen praktisch unbegrenzte Lebensmittelversorgung über den Magen-/Darmtrakt.
– Zum Heavy-Metal-Konzert und „Hexenjagd“-Theaterstück (siehe 4. Bericht):
Zum Besuch dieser Veranstaltung muss(te) mensch einen schriftlichen Antrag stellen beim Abteilungsbeamten – das stand aber nicht auf den ausgehängten Plakaten! D.h. wenn mensch dies nicht per Zufall, z.B. von einem Mitgefangenen erfährt, hat mensch Pech und riskiert, dass die Veranstaltung ohne einen stattfindet, da nicht aufgeschlossen wird. Das Theaterstück besuchten übrigens ca. 60 begeisterte Gefangene.
– Disziplinarmaßnahme wegen Arbeitsverweigerung: Ich lehne prinzipiell diese modernen Formen der Zwangsarbeit zu einem „Sklavenlohn“ ab (z.B. auch Praxis bei den „Hartz IV – 1 Euro-Jobs“, Wehr- und Zivildienst, Bewährungsauflage – Arbeitsstunden), u.a. weil reguläre Arbeit und Bezahlung damit hintergangen und verhindert wird und weil wie im Falle von Inhaftierten hier z.B. nur 1,19 Euro Stundenlohn bezahlt werden für Montagearbeiten von einem Daimler-Benz-Zulieferer.
Es wäre für investigative JournalistInnen ein interessantes Recherchegebiet bei JVA’s zu ermitteln, wie viel Geld sie dafür bekommen und was, wo, für wie viel Gewinn produziert wird von Gefangenen, sowie wie viel letztere erhalten und wie die Strafvollzugskosten (ca. 75,– € pro Tag und Person) mitfinanziert werden. Auch die verhängten Disziplinarmaßnahmen bei Arbeitsverweigerung sollten erfragt werden zur Aufklärung der Öffentlichkeit und zum Nachdenken-Anregen bei den verantwortlichen LandespolitikerInnen.
Es gibt allerdings keine Vollbeschäftigung in JVA’s, d.h. in erster Linie werden Neue zur Arbeit verpflichtet für einige Monate, dann werden sie wieder arbeitslos. Und die, die gerne arbeiten würden („Weil mir sonst langweilig ist und die Decke auf den Kopf fällt!“) auch für diesen „Hungerlohn“ gehen leer aus – stattdessen werden Andere zur Arbeit gezwungen und bei Ablehnung mit Sanktionen belegt
Bei mir ist das jetzt wieder der Fall: Nach der Frage am Freitag, 23.10., ob ich jetzt arbeiten würde, bekam ich am Mo., 26.10. wieder eine Aufforderung zum VDL (Vollzugsdienstleiter) Herrn Held zu kommen vom ADL (Abteilungsdienstleiter). Ich teilte ihm mit, er solle ausrichten, dass ich nicht kommen werde, da eh klar sei, dass es um die erneute Verhängung einer Disziplinarstrafe ginge – so war es auch und ich bekomme wieder eine Verlegung in Abteilung 2 mit 4 Wochen Fernseh-/Aufschluss-/Freizeitsperre. Am 27.10. kam der BDL (Bereichsdienstleiter, der Chef von Haus 1) Herr Neumeier und teilte mit, dass ich ab 28.10. morgens, nach dem Einkauf, wieder auf seine Etage umziehen soll. Ich wollte noch – erfolglos – anregen, dass es doch genügen würde, wenn hier (Abt. 5) der Fernseher aus meiner Zelle entfernt wird etc. – das gehe nicht, hieß es, da Alle mit Diszimaßnahmen zu ihm verlegt würden.
D.h. ich bin jetzt bis 25. Nov. hier in einer leider etwas zu kalten Zelle, da darunter nur die unbeheizten Kellerräume sind – oben war’s manchmal eher zu warm, aber ich hab das Heizkörperregulierungsrad gängig gekriegt und konnte die Temperatur regeln. Momentan „kämpfe“ ich darum, dass eine Person von der Heizzentrale mit einer Rohrzange bestellt wird um zu testen, ob die zentral gesteuerten Heizkörper voll aufgedreht sind. Per Hand kriegt mensch die festgerosteten Regulierungsräder nicht auf und bei mir fehlt es sogar. Übrigens empfinden es andere Gefangene hier unten auch als zu kalt. Und zur Klärung dieses Problems müssen v.a. der BDL und die ADL motiviert werden, die eher abwiegeln und meinen, dass mensch sich halt warm anziehen soll (ich saß gestern Nacht im Parka beim Schreiben) oder früher ins Bett gehen soll.
Des Weiteren habe ich hier wieder ziemlich Stress an eine Tageszeitung zu kommen – die einem laut Frau Beastoch, bei einer Fernsehsperre als Informationsquelle eigentlich zusteht…
Gespannt bin ich auch, wie sich die Freizeitsperre auf meine gewünschte Mitarbeit bei der Gefangenenzeitungsneugründung der Redaktion des „Stachel“ auswirkt – ich habe zu meinem Antrag vom 15. Okt. immer noch keine Antwort erhalten.
– Zwei Infos zwischendurch:
Mitte Sept. habe ich unabsichtlich einen „Stillen Alarm“ ausgelöst, da ich abends die Niete meiner Schere mit meinem Vorhängeschloss festgeklopft habe. Kurz danach tauchte der ADL mit zwei Beamten der Alarmgruppe auf und fragte, ob ich die Hämmergeräusche gemacht habe, was ich bestätigte und kurz erläuterte – da waren sie überzeugt, dass es kein Ausbruchversuch war.
Am 23. Sept., als morgens der 2. Monatseinkauf war, wurde routinemäßig zum ersten Mal meine Zelle von einem Beamten durchsucht. Das merkte ich beim Zurückkommen, da er immer noch dabei war – ich musste nur solange draußen warten bis er fertig war – und alles war okay. Ich machte mir nur Sorgen/Gedanken darüber, dass mir nicht mal was untergeschoben wird.
– Öffentlichkeitsarbeit „drinnen“ und/mit „draußen“
a) Mahnwachen (organisiert von Anne Fröhlich) zur Drogenpolitik und meiner Haft:
Am 9. und 22. Okt. waren wieder welche – wieder nicht angekündigt vom „Schwäbischen Tagblatt“ und in der Sendung „JAN“ wurden sie z.T. vergessen oder ohne Uhrzeit angekündigt (siehe deshalb die Internetseite www.sichtbarewelt.de).
Die nächsten Termine sind Samstag am 7. und 21. Nov. (voraussichtlich wieder 14 – 17 Uhr und beim „Holzmarkt“ oder „Marktplatz“ in Tübingen – Anne vergaß es mir detailliert mitzuteilen. [Anmerkung A.F.: Stimmt bis jetzt so, aber die Mahnwache am 21.11. wird vermutlich vorverlegt – bitte auf dieser Homepage informieren!)
Sie wird demnächst auch einen Bericht mit ihren Erfahrungen beim Unterschriften sammeln, Infoblatt verteilen (z.B. bei Demos) und bei Gesprächen schreiben, der dann auch auf der Internetseite veröffentlicht wird.
b) Internetseite zu meinem „Fall“ www.sichtbarewelt.de und meine E-Mail-Adresse:
– Meine Berichte tauchen dort in der Regel erst mit zwei bis vier Wochen Verspätung auf, da sie erst abgetippt oder eingescannt werden müssen und dann zum Internetseitenbetreuer sowie zu meiner E-Mail-Adresse gemailt werden und es dort auch nochmal dauert bis zur Veröffentlichung bzw. Weiterschicken. (Übrigens wird das Abtippen/Einscannen von drei verschiedenen Personen gemacht, darunter ein professionelles Schreibbüro gegen Bezahlung – je nachdem wer gerade Zeit und Lust hat!)
– Es habe sich aber einige, v.a. Rechtschreibfehler eingeschlichen, sowie die Linkbezeichnungen auf der Internetseite sind überarbeitungsbedürftig zur besseren Übersichtlichkeit und einige Dokumente haben gefehlt. Dies wird gerade korrigiert!
– Und bitte auf keinen Fall Nachrichten an meine E-Mail-Adresse schicken, sondern nur per Briefpost direkt zu mir in die JVA (Schloß 1, 72108 Rottenburg a.N.), denn es werden maximal Berichte rausgemailt und die „betreuende“ Person ist leider sehr unzuverlässig, hat mir bis heute noch nicht transparent gemacht, was sie von dort rausschickt, hatte Anfangsschwierigkeiten (wie ich über Dritte erfuhr), kommuniziert nicht mit mir, trotz mehrmaliger Briefe an sie (die ankommen, wie ich über Dritte erfuhr) und schickte mir auch keine Newsletter-Ausdrucke, trotz mehrmaliger Bitten.
Auch Anne Fröhlich ist nicht meine Übermittlungsperson/Sprecherin/Vertreterin; deshalb bitte alles was mich betrifft, schriftlich direkt zu mir schicken.
c) Hanf Journal (www.hanfjournal.de):
In der August- und Oktoberausgabe gab es Artikel zu mir und in der kommenden November-Ausgabe gibt es ein Interview mit der Tübinger Bundestagsabgeordneten Heike Hänsel (Die Linke) u.a. „zu meinem Fall“. Da sie eine kritische Anmerkung zu mir machte, habe ich noch zum Redaktionsschluss eine Stellungnahme dazu geschrieben.
– Kleine Korrektur zum August-Artikel (S. 3): Am Schluss steht „Alle Dokumente zum Prozess gibt es unter www.sichtbarewelt.de“ – aber das stimmt nicht, denn diese Internetseite beginnt erst mit März 09 und den Petitionen (worin etwas zu den Prozessen steht, aber nicht alles) und alles was danach geschah.
– Kleine Korrektur zum Oktober-Artikel (S. 1): Bezüglich der „gesundheitlichen Probleme“ fehlt, dass es eine „Panne“ (= Essig(säure)überdosierung/-Vergiftung) war. Und das Gewicht war nicht 53, sondern 52 kg Anfang August. Der „zweite Satz Anstaltskleidung“ bezieht sich nur auf leichte Kleidung, die ich nicht erhalten habe (nicht mal einen 1. Satz, außer dem Schlafanzug). Und ich bekam nicht „ein ganzes Jahr“, sondern 15 Jonate Haft verpasst.
d) Es gibt beim DHV (www.hanfverband.de) und bei der Grünen Hilfe (www.gruene-hilfe.de) jeweils Infos und einen „Blog“ zu meinem Fall / zivilen Ungehorsam, wozu ich jeweils auch einen Beitrag geschickt habe.
e) Gefangenen-Rundbrief „Mauerfall“ (Nr. 21; Juli/August 09): Auf S. 7 und 8 sind die „Haftantritts- und Hungerstreikerklärung“ dort abgedruckt, allerdings ohne Unter¬schriftenliste und Internetseiteangabe. Vielleicht findet sich dies bei www.ivi-info.de, der Internetseite der „Interessenvertretung Inhaftierter“. (Übrigens sage ich danke an „Unbekannt“ für die Kontaktvermittlung zu diesen Initiativen, die mir vorher nicht bekannt waren!)
f) Sendung „JAN“ beim Freien Radio „Wüste Welle“, die mein Radiotipp in der Haftantrittserklärung ist: ich bin sehr positiv überrascht, dass Jan kontinuierlich seit ca. Mitte Juli drogenpolitische Sendungen macht (u.a. mit Gästen), da er noch vor einem ¾ Jahr meinte, dass er eine Sendung mit diesem Thema pro Jahr ausreichend findet. Außerdem ist Thema Drogenpolitik bzw. Cannabisprohibition sonst praktisch nicht vorhanden im (Freien) Radio!
Aber leider musste ich feststellen, dass immer wieder Halbwahrheiten oder Falsches v.a. zu „meinem Fall“ berichtet wird, was ich unbedingt korrigieren wollte, da ich diese Sendungsempfehlung per E-Mail-Verteiler und Internetseite sehr vielen verschiedenen Menschen (auch PolitikerInnen) und Medien bekannt machte und Wert auf seriöse, wahrheitsgemäße Darstellung lege – zumindest soll nicht der Eindruck entstehen, dass diese ungenauen oder falschen Angaben/Fakten von mir stammen.
Leider war ich quasi monatelang erfolglos, mit meiner Sendungskritik Gehör zu finden. Am 18. September schickte ich ihm zwei „Spickzettel“ (mit der Bitte Kopien an Anne Fröhlich für die „Mahnwachen“ etc zu schicken – bis heute erhielt sie diese nicht!). Der eine ist zu „meinem Fall“ mit allen wichtigen Fakten zu den BtM-Prozessen und der Verurteilung (z.B. um welche THC-Mengen es geht; was wo gefunden/übergeben wurde; dass ich zu 15 Monaten Haft auf 2 Jahre Bewährung plus 120 Arbeitsstunden Bewährungsauflage verurteilt wurde und Letzteres verweigerte, und deswegen die Bewährung widerrufen und ich inhaftiert wurde; …). Der zweite „Spickzettel“ betrifft die „Mahnwachen“, die Anne organisiert, damit er nicht Orte oder Uhrzeiten z.B. vergisst in seinen Sendungen mitzuteilen.
Erst am 26.10. ist er auf einige wichtige Korrekturen in seiner Sendung eingegangen und hat aber im Verlauf ein ziemlich negatives Statement zu meinem Hungerstreik bzw. zivilen Ungehorsam abgegeben und es als unpolitisch dargestellt, sowie angeblich nicht vorhandene Solidarität „analysiert“ an der ich selbst die Hauptschuld tragen würde, usw.
Ich gehe hier nicht auf Details ein, aber diese Sendung erklärte für mich – indirekt – z.B., dass er die letzten Monate quasi nichts Aktuelles zu meiner Haft (z.B. die verschiedenen Berichte, Anträge JVA-intern und an die Strafvollstreckungskammer, „Beschlagnahmen“ von Lektüre usw.) berichtete. d.h. er ist ziemlich auf Distanz mittlerweile und versteht auch nicht meinen Widerstand.
Außerdem redet er – wie viele draußen – lieber über mich als mit mir – d.h. er beantwortete auch meine letzten Briefe nicht – und er ist gleichzeitig eigentlich auch „mein E-Mail-Betreuer“ nachdem er sich selbst angeboten hatte in letzter Minute, sozusagen als Notlösung für mich (siehe oben zum Thema E-Mail).
Ich lass es mal so stehen und hoffe, dass er diesen Absatz in seiner Sendung mal verliest, damit sein Statement nicht unkommentiert so öffentlich kursiert.

Danke für’s Lesen und Unterstützen

Grüße von Jürgen Hahnel

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