Bericht zum GMM2009 in Frankfurt am Main: Hanfinitiative fordert Freigabe des Hanfanbaus zum Eigenbedarf

Veröffentlicht am 21. Mai 2009
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Frankfurt am Main. Rund 100 HanffreundInnen beteiligten sich an der Hanf-Kundgebung „GIVE FIVE“ zur Relegalisierung des Hanfanbaus zum Eigenbedarf am 9.Mai auf dem Opernplatz. Nach der enttäuschend geringen Beteiligung beim letztjährigen Hanf-Protest im Zusammenhang mit dem weltweiten „marijuana marsch“-Protesttag freute sich Ingrid Wunn (Hanfinitiative Frankfurt) über den auch in Frankfurt wieder wachsenden Hanf-Protest.
Fotos und Bericht:

Grüne Hilfe und „Die Linke.“- LAG Drogenpolitik Hessen beteiligten sich mit Infoständen

Die Redebeiträge wurden moderiert von Michael Ohlenschläger (Hanf-Initiative), umrahmt wurde das Programm mit einem Soundsystem. Unterstüzt wurde die Kundgebung von „Die Linke.“- BAG Drogenpolitik/ LAG Drogenpolitik Hessen/ LV Hessen/ KV Frankfurt/ KV Vogelsberg, dem Frankfurter Sozialbündnis, der Grünen Hilfe, Jes Frankfurt und dem Verein für Drogenpolitik.


Thumbnail: Michael Ohlenschläger (Hanf-Initiative Frankfurt)

Zunächst erläuterte Ulrich Wilken (Vorsitzender der hessischen Linken und Mitglied des hessischen Landtags), dass der Kampf für eine andere Gesellschaft sich in verschiedensten Formen zeige und sich „Die Linke. Hessen“ freue, sich hier am Hanf-Protest beteiligen zu können: „ Drogenkonsum könne zu Problemen führen, beispielsweise zu Kriminalisierung und Sucht. Die Unterscheidung in legale und illegalisierte Substanzen ist willkürlich“, sagte U.Wilken und forderte u.a. ehrliche und ernsthafte Drogenaufklärung bereits in der Schule, Entkriminalisierung und wissenschaftlich nachvollziehbare Grenzwerte für Cannabis im Straßenverkehr.


Thumbnail: Ulrich Wilken (Landesvorsitzender Die Linke.-Hessen, MdL)

Carsten Labudda wies u.a.daraufhin, dass die UN-Drogenkommission eingestehen musste, dass die Verbotspolitik nicht zur Eindämmung des Drogenmarktes geführt habe und 2009 zum „Jahr der Besinnung“ aufgerufen habe. Er berichtete von Drogenverunreinigungen, beispielsweise mit Blei und Glasstaub, einer kleinen Anfrage der linken Bundestagsfraktion zum Thema „Drugchecking“ kritisierte die Verweigerung der Bundesregierung, die drogenpoltische Realität anzuerkennen: „Drugchecking ist böse, weil es Menschen zum Drogenkonsum ermutigen könne, über diese eindimensionale Sichtweise kommt das Gesundheitsministerium nicht hinaus.“ Zur Risikominderung des Drogenkonsums forderte C.Labudda neben legalisierten„Drugchecking“-Angeboten u.a. einen regulierten statt deregulierten und privatisierten Drogenmarkt durch legalisierte Drogenfachgeschäfte.


Thumbnail: Carsten Labudda (Die Linke.- BAG Drogenpolitik)

Anschließend verlas der Alsfeld Grüne Hilfe-Sympathisant Rudi Reiser ein Grußwort des aus gesundheitlichen Gründen verhinderten GH-Vorsitzenden Jost Lessmann, in dem er u.a. die Kriminalisierung von Tausenden von Menschen Tag für Tag und die unsachliche Berichterstattung der Medien kritisierte. Das Resultat dieser Desinformation seien fehlgeleitete Kinder und orientierungslose Jugendliche, die bei Bier und Zigaretten erzogen würden. Die bestehende Desinformation sei so deutlich wie die unermesslichen Möglichkeiten der Nutz- und Genusspflanze Hanf: Daher fordere die GH die Legalisierung von Cannabis.

Als Pressesprecher der GH wies Jo Biermanski darauf hin, dass am „marijuana march“-Protestwochenende in über 250 Städten weltweit für Cannabis demonstriert werde. Auch in Deutschland werde das Thema Hanf- und Drogenkonsum weiterhin tabuisiert und so wirklicher VerbraucherInnen- und Jugendschutz verhindert: „Da Drogenkonsum nicht durch Verbote einzudämmen ist, ist „Drugchecking“ eine unerlässliche Notwendigkeit des Gesundheitsschutzes“. Er berichtete von ehrenamtlicher Information und Hilfe der GH-AktivistInnen für Prohibitionsopfer und kritisierte hier besonders, den Missbrauch des Fahrerlaubnisrechts als „Ersatzstrafmittel“: Wer Cannabis-KonsumentInnen auch ohne akut berauschte Teilnahme mit fahrerlaubnisrechtlichen Maßnahmen von der Teilnahme am Straßenverkehr ausschließe, gefährde die Verkehrssicherheit: Es befördere die Denkweise, wenn ohne akut berauschtes Fahren bereits repressive Maßnahmen drohen, kann mensch genauso bekifft fahren: „Die Fahrerlaubnis ist ja auch ohne berauschte Teilnahme am Straßenverkehr gefährdet.“

Politisch kritisierte J.Biermanski die Ignoranz von CDU/CSU, SPD und FDP, sich starrköpfig einer rationalen und humanen Drogenpolitik zu verweigern. Fortschrittlicher zeigten sich hier B’90/ Die Grünen und Die Linke., wobei J.Biermanski Christian Ströbele (Die Grünen, MdB) und Monika Knoche (Die Linke., MdB) lobend heraushob. Aber auch bei diesen Parteien, seien es aber einzelne FunktionsträgerInnen, die sich drogenpolitisch entsprechend engagierten. Hier seien Basis-AktivistInnen von B’90/ Die Grünen und Die Linke. auf Unterstützung von weiteren engagierten Menschen angewiesen, um vernünftige drogenpolitische Positionen in den Parteien auszubauen und zu erhalten. Er kritisierte u.a., dass es Die Linke. versäumt habe, im Europawahlprogramm eine drogenpolitische Position zu formulieren. Als Sprecher der linken Landesarbeitsgemeinschaft Drogenpolitik Hessen wies J.Biermanski darauf hin, dass bei linken Arbeitsgemeinschaften auch „Nichtmitglieder“ mitarbeiten können.

Christian Holl klagte Repression, Stigmatisierung, Ausgrenzung, Kriminalisierung und Tod als Folge der Prohibition an und forderte im Namen von Yes Frankfurt die Freigabe aller Drogen. Für die Legalisierung aller Drogen fordert Yes in einem 9 Punkte umfassenden Positionspapier u.a. „Drug-Stores“ mit kompetentem Fachpersonal, Lizenzvergabe an Händler, Qualifizierung als Drogenfachverkäufer, Konsumbeschränkungen durch das Jugendschutzgesetz (Freigabe erst ab 16 Jahren), sachgemäßes Aufklärungsgebot und Werbeverbot, Verbrauchs- und Warnhinweise, Qualitätsüberwachung und Produkthaftung.

Thumbnail: Christian Holl (JES Frankfurt)


Thumbnail: Blick auf TeilnehmerInnen


Thumbnail: Blick auf TeilnehmerInnen


Thumbnail: Plakate zum GMM2009, Poster


Thumbnail: Plakate zum GMM2009, Poster

3 Responses to “Bericht zum GMM2009 in Frankfurt am Main: Hanfinitiative fordert Freigabe des Hanfanbaus zum Eigenbedarf”

  1. Steffen Geyer Says:

    Ola!

    Schöner Bericht über den GMM in FFM (lustige Abkürzungen das). Habt ihr den zufällig Ton- oder Videoaufnahmen der Veranstaltung? Wenn ja, wie wäre es mit einem Tagesrausch http://usualredant.de/tagesrausch/ über die Veranstaltung?

    Mit hanfigen Grüßen
    Steffen

  2. Jo Says:

    hallo steffen,
    habe leider keine ton- oder videoaufnahmen der hanf-kundgebung.
    solidarische grüße
    JoB

  3. tobbes Says:

    danke dass ihr das gemacht habt, nur:
    die Inhalte sind ja naturgemäß richtig, aber die Umsetzung m.E. leider etwas öko-alternativ- mäßig, was den Leuten die erreicht werden sollen wieder nur höchstens ein müdes abfälliges Kichern entlockt, so etwa wie:
    „schau an, die alt Hippie-Punker von nebenan wollen immer noch Legalize it Kasperle Theater wie vor 30 Jahren spielen – mit handgemalten Transparenten – hi hi“
    Diese Bewegung darf nicht wie früher auf ausgeliehenen Bauwagen mit Mini-Lautsprechern aus der WG-Küche und bunten Gras-Fahnen in Reggae Farben ausgetragen werden sondern braucht endlich ein solides, seriöses Outfit.
    Sprecher sollten möglichst nicht nur vereinzelt Anzug und Krawatte tragen, und Stände mit sachlichen Flyern und optisch ansprechendem Logo ausgestattet sein. Dafür würde ich auch spenden oder gar regelmäßig Beiträge entrichten.
    Wie bei anderen seriösen Gruppierungen auch.
    Nehmen wir z.B. den Tierschutzverein, aber der braucht auch keine Partei im Rücken.

    Dass Die Linke eine liberalere Drogenpolitik befürwortet, sollte ohnehin nur Nebensache sein , denn liberale Drogenpolitik wird sicher auch von Angehörigen anderer Parteien gut geheißen, wenn sie dort auch nicht immer Mehrheiten findet.
    Bei Meinungsbildung und Aufklärung – was ja auf der Straße das Hauptziel sein dürfte- ist die Zuordnung dieses Themas zu einer bestimmten Partei, genauso wie die Forderung einer Freigabe aller Drogen wohl eher hinderlich, letzteres sogar eher kontraproduktiv.